Mit dem Rad zur Fuball-WM in Katar

Monat: November 2022

Von grünen Falken und roten Löwen

Hilfe – holt mich hier raus. Innerlich rufe ich sämtliche Teile meines meines Ohres zum Appell zusammen: Trommelfell, Paukenhöhle, Gehörknöchelchen, Schnecke – seid ihr noch da? Neben mir sitzt Andrea, meine Frau. Sie hat den Kopf eingezogen, ihre beiden Zeigefinger stecken in ihren Ohren fest.

Über uns fegt ein infernalischer Lärm hinweg. Tausende kreischen, buhen und pfeifen, was Lunge und Finger hergeben – bloß, weil Eden Hazard nur in die Nähe des Balles gekommen ist. Im nächsten Moment schon schlägt die Tonlage um und die Menge peitscht Hakim Ziyech nach vorne, der rechts vorne den Weg durch zwei Gegenspieler hindurch sucht.

Es ist wie ein Start des Airbus 380, bei dem obendrauf noch AC/DC aus der Pilotenkabine den Weg zur Hölle weist.

Mit anderen Worten: Die Stimmung hier im Al-Thumama-Stadion beim Spiel von Marokko gegen Belgien ist großartig.

Schon das Singen der Nationalhymne ist ein Erlebnis.

OK – ein wenig einseitig vielleicht. Von den knapp 44.000 Zuschauern sind geschätzt 35.000 für Marokko. Wo sind all die Leute geblieben, die wir beim Hineingehen mit belgischen Trikots gesehen haben? Vielleicht haben sie klammheimlich die Seite gewechselt. Groß auffallen würde das nicht – bei beiden Trikots dominiert die Farbe Rot.

Auf jeden Fall sind nicht nur die belgischen Fans beeindruckt, auch ihre „goldene Generation“ ist auf dem Platz total gehemmt. Marokkos Star Hakim Ziyech wird später zum „player of the match“ gekürt. Eden Hazard, vor einigen Jahren noch in einem Atemzug mit Cristiano Ronaldo und Lionel Messi genannt, nimmt sein Trainer mangels Wirksamkeit vorzeitig vom Feld.

Abdelhamid Sabiri gelingt in der 73. Minute das Schlitzohr-Freistoß-Tor zum 1:0 für die „Löwen vom Atlas“. Das Stadion rastet völlig aus. Als Zakaria Abdoukhlal in der Nachspielzeit mit dem 2:0 den Deckel draufmacht, gibt es kein Halten mehr. Kurz habe ich Angst, dass die Fans um uns herum über die Brüstung nach unten springen.

„Maghreb, Maghreb“ hallt es durch das Stadion – und „team marroquin, team marroquin“. Zumindest wenn ich das richtig verstehe.

Das Al-Thumama-Stadion

Auf der Ehrentribüne applaudiert Katars Emir Sheikh Tamim bin Hamad al-Thani.

Seine Rechnung geht auf – ob man es nun gut findet oder nicht: Mit diesem Turnier spielen sich die Araber auf der Fußball-Weltkarte fest – nicht nur durch die Milliarden des Scheichs, auch sportlich. Mit Marokko hat zum zweiten Mal ein Team aus der arabischen Sphäre die Sensation geschafft und einen der Favoriten geschlagen, auch wenn es im Fall von Belgien nur der ewige Geheimfavorit ist.

Den Weg bereitet für eine unglaubliche Euphorie und eine Fußball-Solidarität von Riad bis Casablanca haben aber die „grünen Falken“ aus Saudi-Arabien mit ihrem Sieg gegen Argentinien.

Kurzer Einschub: Nein – ich habe nicht vergessen, wo ich bin. Ich habe nicht vergessen, was meine Werte sind und dass ich in einer Diktatur zu Gast bin. Natürlich bin ich mir bewusst, was das Nachbarland Saudi-Arabien mit den Milliarden und Aber-Milliarden aus dem Ölgeschäft im Jemen und anderswo treibt.

Aber das hindert mich nicht, neugierig auf die Menschen zu sein, die dort leben. Und sehen zu wollen, wie sie den Fußball und ihr Team feiern.

Ihren Sieg gegen Argentinien haben die Saudis mit einem ausgiebigen Auto-Korso gefeiert.

In Doha geht das nirgendwo besser als im „Saudi House“. Katar hat nur eine Landgrenze – mit Saudi-Arabien. Viele Saudis sind zur WM angereist. Ihre Regierung hat mit dem Saudi House eine eigene Fan-Botschaft eingerichtet. Direkt am Hochhaus-Viertel „West Bay“ in Strandlage präsentieren sich hier die Regionen des Landes, das in Zukunft mehr Touristen anziehen möchte. Im Zentrum des Saudi House steht natürlich ein großer Bildschirm für Public Viewing, die Anlage hat eine Kapazität für mehrere Tausend Fans.

Mit Meshal und Jaber im Saudi House

Hier treffe ich mit Meshal und Jaber ein. Die beiden haben mich im Bus aufgegabelt, sie sind aus Dschiddah eingeflogen, der saudischen Millionenstadt am Roten Meer. Ehe ich mich versehen kann, bin ich mit Wasser und Cola versorgt und trage einen Schal. Erst später realisiere ich, dass es die Flagge des Landes ist. Eine Anfrage bei Google ergibt, dass sie grün ist (habe ich gemerkt) und das islamische Glaubensbekenntnis enthält: „Es gibt nur einen Gott und Mohammed sein Prophet.“ Darunter ein Schwert. Oha – so schnell gerät man in etwas hinein, was einem später nicht gefällt.

Meshal und Jaber sind allerdings ganz und gar friedlich. Besonders Jaber kümmert sich um mich. Er outet sich als glühender Fan von Bayern München und trägt einen Rucksack in den Deutschen Nationalfarben. In der Pause lotst er mich zu einem Essensstand: Alle Besucher sind am diesem Tag von Saudi-Arabien zum Essen eingeladen. Ja – auch Deutsche und Araber, die einen Deutschland-Rucksack tragen. Ich lasse mir die Chicken Sticks mit Pommes schmecken. Bin ich jetzt gekauft?

Jaber gibt mir jedenfalls zu verstehen, dass meine Idee, mich für Cola und Wasser zu revanchieren, keine gute ist: „Du bist hier der Gast!“ wehrt er entschieden ab.

Das Public Viewing ist ein ganz besonderes Erlebnis: Vorher gibt´s saudische Folklore – und dann einen arabischen Kommentator, von dem ich zwar fast nichts verstehe, der mir aber trotzdem in Erinnerung bleibt. Während Béla Réthy und Co. auch mal eine Pause machen, redet der Reporter hier in einem durch. Seine Emotionen würde er nie bremsen und beinahe in jeder Minute wird Gott bemüht. Findige Journalisten haben nachgezählt, dass der Kommentator nach dem 2:1-Siegtreffer gegen Argentinien nicht weniger als sechsmal Allah gepriesen hat, bevor er seine Lobeshymne auf den Siegtorschützen anstimmte.

Indessen kann die saudische Mannschaft die Überraschung des Argentinien-Spiels gegen Polen nicht wiederholen. An der körperlichen Robustheit von Robert Lewandowski und seinen Mannschaftskollegen prallen die Falken regelrecht ab – und besonders clever stellen sie sich auch nicht an: Sie gehen zu Beginn der Partie so hohes Tempo, dass sie schon nach 30 Minuten ausgepumpt wirken.

Die Halbzeitansprache von Trainer Hervé Renard hilft diesmal nicht (die aus der Partie gegen Argentinien unbedingt auf Youtube anschauen – sinngemäße Kurzfassung: „Willst Du mit Messi ein Foto machen oder ihn verteidigen?“). Trotzdem stemmen sich Renards Spieler bis zum Schluss gegen die Niederlage. Nach dem 0:2 durch einen katastrophalen Abwehrfehler verlassen zwar einige Zuschauer das Saudi House, der ganz überwiegende Teil bleibt aber und applaudiert dem Team nach dem Schlusspfiff.

Während des Spiels komme ich mit einem Syrer ins Gespräch. Er ist Fitness-Coach und lebt jetzt in LA, hat aber auch schon in Deutschland gearbeitet – erst vor Kurzem war er in Kempten. Stolz zeigt er mir ein Selfie von sich mit einem vollen Maßkrug auf dem Oktoberfest, beeilt sich aber zu beteuern: „Getrunken habe ich nichts.“ Ob´s stimmt oder nicht, ist mir egal. Mir kommt nur in den Sinn, dass die einzigen drei Angetrunkenen, die ich hier in Doha bisher gesehen habe, drei junge Saudis waren. Einer von ihnen hat bei voller Dröhnung auf dem Fanfest mit dem Kopf auf meinem Rucksack gepennt.

Nach dem Ende der Partie schlendere ich noch über das Gelände des Saudi House und unterhalte mich kurz mit Big Moe. Er ist ein Graffiti- und Kalligraphie-Künstler aus Riad und malt an einem riesigen Bild von Yasser Al-Sharani. Der linke Verteidiger war beim Sieg über Argentinien mit dem eigenen Torwart zusammengeprallt und hat mehrere Knochenbrüche und innere Blutungen erlitten. „Er ist bei uns ein Held“, sagt Big Moe.

Aus der Heimat erreicht uns eine whatsapp-Nachricht meines Schwiegervaters:

„Jeder Spieler von Saudi-Arabien, der beim Sieg gegen Argentinien dabei war, bekommt vom König einen Rolls Royce. Ein saudischer Verein bietet Cristiano Ronaldo eine Drei-Jahresvertrag für 216 Millionen Euro. Lieber Gott – warum hast Du auf der Schwäbischen Alb oder im Schwarzwald keine Öl- und Gasfelder angelegt???“

Andrea antwortet: „Da musst Du wohl Allah fragen.“

Und ich denke mir: Bohrtürme auf dem Schauinsland? Dann doch lieber Windräder. Aber Ronaldo beim FC Albstadt – das hätte was …

Ja – ich bin in Katar

Ich habe eine Weile gezögert, ob ich meinen Blog überhaupt fortsetzen soll. Die Stimmung in Deutschland zur Fußball-Weltmeisterschaft ist ja völlig vergiftet. Ich weiß nicht, wie in dieser Situation mein persönlicher Eindruck aus Doha ankommt. Denn neben Negativem und Merkwürdigem erlebe ich hier natürlich auch viel Positives.

Ich versuche es einfach mal – dieser Text ist allerdings schon mehr als eine Woche alt …:

Ende Juli bin ich mit dem Fahrrad aufgebrochen, um von Ravensburg nach Katar zur Fußball-Weltmeisterschaft zu fahren. Ich bin in drei Monaten bis Armenien gekommen, dort war aufgrund der Unruhen im Iran leider Endstation. Schade – Iran stand auf meiner Liste ganz oben. Nicht nur wegen seiner Jahrtausende alten persischen Kultur, sondern vor allem, weil die Iraner im Ruf stehen, eines der gastfreundlichsten Völker der Welt zu sein.

Aber ich schweife ab: Jetzt fliege ich zur WM – in ein Land, das bei uns massiv in der Kritik steht. Zu Recht: Missachtung der Rechte von Homosexuellen, Ausbeutung von Arbeitern, Korruption, Greenwashing – das sind nur einige der Themen, die seit Wochen und Monaten bei uns die Berichterstattung über die kommende Weltmeisterschaft dominieren. Vielen Menschen hat das die Freude an der WM genommen. Ich kann das durchaus verstehen.

Bei mir ist der Glaube an die Kraft des Fußballs und die Freude an den Spielen aber einfach zu groß – und meine Neugier. Ich war zuletzt bei der Europameisterschaft 2016 in Frankreich und bei der Weltmeisterschaft 2018 in Russland. Beide Male habe ich erlebt was Fußball kann: Menschen aus der ganzen Welt zum Feiern zusammenbringen und das Gastland im positiven Sinne in einen Ausnahmezustand versetzen.

Solche Erlebnisse kann mir auch keiner nehmen – nicht mal die FIFA mit ihren Entscheidungen.

Ich habe das Glück, dass meine Frau eine Freundin in Katar hat. Sie hat uns eingeladen, während der WM bei ihr zu wohnen.

Ich bin gespannt auf Katar: auf die Menschen, die ich dort treffen werde, und auch auf das Land selbst.

Und ich bin gespannt auf das Abschneiden unserer Mannschaft. Mal sehen, ob die Jungs den Kopf freibekommen und ein gutes Turnier spielen. Ich wünsche es Ihnen – auch mit Blick auf „unsere“ EM in zwei Jahren.

Meine WM beginnt in Istanbul

An einem grauen Novembertag steige ich in Stuttgart ins Flugzeug. Hier in Deutschland ist nichts davon zu spüren, dass das größte Sportereignis der Welt beginnt.

Die Stimmung ist klar gegen dieses Turnier. Sie ist so schlecht, dass es in den Auslagen der Geschäfte keine Trikots und Fanartikel gibt und Wirte beteuern, dass sie in ihrem Gasthaus auf keinen Fall Fußball zeigen werden. Viele Menschen sagen sogar, dass sie sich kein einziges Spiel anschauen wollen.

Ich für mich habe entschieden, dass ich das sehr wohl kann – sogar im Stadion. Ich habe Tickets für die beiden Vorrundenspiele der deutschen Mannschaft gegen Japan und Costa Rica sowie für zwei weitere Vorrundenpartien.

Trotzdem sitze ich mit gemischten Gefühlen im Flieger Richtung Zwischenstopp Istanbul. Erst am Gate zum Weiterflug nach Doha bin ich zum ersten Mal wirklich sicher, dass meine Entscheidung die richtige ist. Der Grund ist Rodrigo, ganz in Grün gewandet unschwer als Mexikaner zu erkennen. Rodrigo stülpt mir kurzerhand einen Sombrero über und nimmt mich in die Arme. Mein Spanisch ist im Laufe der letzten Jahre ziemlich verschütt gegangen – aber so viel verstehe ich doch in unserer kurzen Unterhaltung: „Armer Deutscher, wo sind Deine Emotionen? Es ist Fußball.“

Und als sein Kumpel – dessen Tenor beinahe Opern-Niveau hat – die kürzlich in seinem Land auf Tiktok viral gegangenene Fan-Version des Hits „No se va“ anstimmt und die ganze Gruppe mitgrölt, checke ich innerlich ein.

Ich lese später nach: Sie singen davon, dass sie momentan keine großen Stars wie andere Teams haben, ihre große Namen wie Carlos Vela oder Chicharito fehlen. Aber dass sie trotzdem an den Titel glauben und dass die Hoffnung „no se va“ – niemals vergeht: „Wir haben nicht Ronaldo und auch nicht Neymar, aber wir wollen diesen Titel und niemand wird uns das nehmen.“

Ein paar Kraftausdrücke und Provokationen gegenüber Vorrundengegner Argentinien dürfen auch nicht fehlen. Natürlich fühlen sich die Gauchos nebendran sofort genötigt, ihre eigenen Songs anzustimmen und ihr Loblied auf Messi zum Besten zu geben. Wenig später folgt aber die lautstarke Fußball-Verbrüderung: „America Latina, America Latina“ gegen den Rest der Welt.

Und ich weiß: Hier bin ich richtig.

Das erste Spiel: Nippon takes it all

1:0 für Nippon – in der Gunst vieler neutraler Zuschauer hier in Katar lagen die Japaner schon vor Anpfiff der Partie gegen Deutschland in Führung. Der Grund: Ihre Tradition, im Stadium nach dem Spiel sauberzumachen. Nach dem Eröffnungsspiel ging auf Tiktok ein Video von @omr94 viral, in dem er sich bei den Japanern bedankte, die Müll in großen Säcken sammelten. Tausende kommentierten begeistert. Der katarische Unternehmer Mohammed Hassan Al Jefairi twitterte: „Sie machen das Stadion sauber, obwohl es nicht ihr Match, nicht ihr Land und nicht mal ihr Müll ist.“

Und wie ist es um unser Image bestellt? Was ich festgestellt habe: Man kommt hier unglaublich schnell ins Gespräch. Die Leute sind sehr freundlich und heißen einen willkommen – egal ob es Zuschauer, die überall gegenwärtige Security oder das Personal im Hotel sind. Wenn ich dann sage, dass ich aus Deutschland bin, steigt die Anerkennung sogar noch, gerade bei den Einwanderern. Die Tunesierin Marwa, die in einem Restaurant im Service arbeitet, wünscht sich ganz direkt: „Ich habe zwei Diplome in Biologie – könnt Ihr mich nach Deutschland bringen?“

Unsere Fußballstars kennen dank weltweiter Vermarktung von Campions League, Premier League, La Liga und auch der Bundesliga sowieso alle: Als im Stadion die Spieler vorgestellt werden, bekommen Manuel Neuer und Thomas Müller mit Abstand den meisten Applaus. Sie sind hier das Gesicht unseres Teams – wer in den Stadtteil Westbay fährt, wird von einem Neuer in Hochhaus-Größe begrüßt.

So ist im Khalifa-Stadion, wo die Partie zwischen Deutschland und Japan stattfindet, Schwarz-Rot-Gold gefühlt sogar vorne. In meinem Block haben gleich mehrere Einwanderer-Familien komplett – von Papi bis zum kleinen Töchterlein – den Adler auf der Brust.

Davon, dass unsere Spieler beim Mannschaftsfoto aus Protest gegen die FIFA die Hand vor den Mund halten, bekommen sie nichts mit. Überhaupt ist die Diskussion um Katar als Austragungsort der WM offenbar auf einen Teil der Welt beschränkt. Mexikaner, Argentinier oder Brasilianer zucken mit den Schultern, wenn ich sie frage, ob das bei ihnen ein Thema ist. Auch ich erfahre von der Aktion unserer Mannschaft erst aus den deutschen Medien. Dort lese ich auch, dass unsere Innenministerin Nancy Faeser auf der Tribüne die One-Love-Binde trägt.

Wie das hier ankommt? Ganz ehrlich: Ich kann es nicht sagen. Es ist meiner Frau und mir bisher nicht gelungen, mit Kataris direkt ins Gespräch zu kommen. Sie sind ein kaum greifbares Mysterium, aber das wird ein anderer Text.

Was greifbar ist: Die Kritik hat die ganze arabische Welt ein Stück weit zusammengeschweißt. Der Sieg Saudi-Arabiens über Argentinien ließ die Stimmung förmlich explodieren. Beim Autokorso fuhren zahlreiche Autos mit, aus deren Fenstern die katarische und die saudi-arabische Flagge geschwenkt wurden. Bis vor kurzer Zeit undenkbar: 2017 hat Saudi-Arabien zusammen mit anderen Ländern noch ein Embargo gegen Katar verhängt, erst seit Januar 2021 ist die Grenze zwischen Katar und Saudi-Arabien wieder offen.

Im Spiel läuft zunächst alles nach Plan für die deutsche Mannschaft. Aus einer enormen Ballbesitz-Übermacht macht das Team in Halbzeit eins allerdings nur ein Elfmeter-Tor. Ansonsten haben die Jungs – angeführt vom in der Liga noch so treffsicheren Bayern-Block aus Kimmich, Gnabry, Musialla und Müller – den Kopf nicht frei und verballern neben dem Elfmeter 25 Torschüsse. Dadurch wird unsere bekannte Abwehrschwäche tatsächlich zu einem Problem – außer Rüdiger und Neuer wackeln wir hinten mehr und mehr.

In der zweiten Halbzeit dreht sich mit immer mutigeren Japanern auch endgültig die Stimmung. Ausgerechnet Ritsu Doan, der einen großen Anteil am momentanen Erfolg des SC Freiburg hat, macht den Ausgleich. Und als Japan den Siegtreffer erzielt, jubelt ein Großteil des Stadions mit dem Underdog. Direkt neben mir feiern vier Jungs aus dem Libanon mit.

Klar, dass die Japaner nach diesem epochalen Sieg draußen feiern – und drinnen wieder aufräumen. Diesmal sind auch Al Jazeera und viele andere Fernsehsender dabei.

Und Mohammed Hassan Al Jefairi twittert nach dem Spiel über einem Hand-vorm-Mund-Bild unseres Teams: „Which team is this?“