Mit dem Rad zur Fuball-WM in Katar

Monat: August 2022

Durch das Eiserne Tor

Zuerst mal ein herzliches Dankeschön an alle Spender. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass ich jetzt bereits mein Spendenziel fast erreicht habe! Darauf einen Sliwowitz mit Novica, natürlich selbst gebrannt. Novica hält tagsüber für seinen Sohn auf dessen kleinen, schönen Campingplatz Wacht. Für ein Schwätzchen ist er immer zu haben – auf Deutsch. Wie so viele hier hat er sein Glück im Ausland versucht – in seinem Fall in Wien.

Das bedeutet: Seit 26. August sind wir zurück auf dem Rad.

Wir sind stundenlang an Donauauen vorbei gefahren, in denen unzählige Wasservögel auf Nahrungssuche gehen. Zur Festung Ram haben wir mal wieder mit der Fähre die Donauseite gewechselt.

Immer wieder auch Skurriles: Nett gemeint, aber das Schild steht da sicher schon eine Ewigkeit. Man könnte ja auch einfach die Dornen entfernen …

Und überall treffen wir auf interessante und freundliche Menschen: Milena ist wie Andrea Lehrerin. Sie hat ein Jahr ausgesetzt, um ihren kleinen aber feinen Campingplatz zu betreiben. Sie lebt dort – am Rande eines Nationalparks – unter der Woche ganz alleine mit ihrer Hündin, die sie vor Schakalen warnt. Und vor anderem Gesindel: Als wir ankamen, war Milena gar nicht da – und wir haben gehofft, dass die lange Kette nicht reißt, die Menschen vor der Hündin schützt.

Auf dem Campingplatz ist später noch Florian eingetroffen, der in Stuttgart Luft- und Raumfahrttechnik studiert und alleine mit dem Rad von Wien Richtung Donaudelta unterwegs ist. Er forscht an neuen, revolutionären Antrieben für Drohnen … Alles Gute und viel Erfolg!

Landschaftlich der Höhepunkt unserer Radtour ist der Durchbruch, den sich die Donau durch die südlichen Karpaten gebahnt hat. Den Eingang markiert die Festung Golubac. Die Windräder im Hintergrund drehen sich übrigens In Rumänien – die Donau bildet hier die Grenze.

Die Ausblicke, die sich uns bieten, werden immer aufregender …

… auch der von unserer Unterkunft in Donji Milanovac kann sich sehen lassen.

An der engsten Stelle (ganz hinten) ist die Donau gerade mal noch 130 Meter breit, aber über 80 Meter tief.

Auf unserer Radstrecke auf der serbischen Seite müssen wir immer wieder anhalten. Hinter jeder Kurve gibt es wieder etwas Neues zu sehen – zum Beispiel das rumänische Kloster Mraconia.

Die Straße geht auf und ab. Heute (30.9.) sind immerhin fast 900 Höhenmeter zusammengekommen.

Kein Spaß: Wir mussten durch 21 unbeleuchtete Tunnel fahren.

Da tut dann schon mal ein wenig Erholung am Strand gut.

Mit einem Staudamm haben Rumänien und das damalige Jugoslawien 1964 das Wasser im Donaudurchbruch aufgestaut. Dadurch ist dort die Schifffahrt erst richtig möglich geworden.

Und zum Schluss noch ein unschönes Thema. Streunende, herrenlose Hunde sind in Serbien allgegenwärtig. Lebend oder als verwesende Kadaver auf den Straßen. Was auffällt: Viele sind wirklich schöne Tiere, die einfach von ihren Besitzern/Züchtern ausgesetzt werden.

Wie der Hund auf unserem Bild, der verzweifelt auf der Suche nach Anschluss war. Er trägt ein Halsband, gehörte also mal irgendwo dazu . Wir haben ihn das erste Mal an Milenas Zeltplatz gesehen – sie kannte ihn nicht. Als wir zurück auf der Straße waren, war er plötzlich hinter uns und wollte mit. Natürlich war das nicht möglich. Nach zwei für ihn lebensgefährlichen Situationen mit Autos konnten wir ihm nur noch ganz rabiat mit Steinen klarmachen, dass bei uns kein Platz ist.

Insgesamt haben wir die Hunde in Serbien als harmlos erlebt – nur einmal haben uns zwei aus dem Gebüsch heraus attackiert, aber schnell wieder abgelassen. Das soll in Bulgarien und vor allem in Rumänien anders sein. Hier werden Radfahrer offenbar zuweilen von ganzen Horden angegriffen – nur noch ein Stock und Pfefferspray helfen. Darauf haben wir keine Lust. Deshalb haben wir beschlossen, dass unsere Radtour in drei Tagen im bulgarischen Vidin endet. Wir fahren mit dem Zug ans Schwarze Meer – am 5. September kommen unsere Töchter nach Varna.

Kurztrip durch Serbien

Weil es gleich mehrere Tage durchregnen sollte, haben wir uns ein Auto gemietet, um Serbien auf diesem Weg zu erkunden.

Schon die Fahrt auf der Autobahn machte uns wieder deutlich, dass Serbien anders ist. Wir sind nicht mehr in der EU, das Land hat auch andere Partner. Russlands Einfluss ist vielerorts spürbar – nicht nur an den Tankstellen. Und die Chinesen bauen in Serbien das Autobahnnetz als Komplettlösung – alle 50 KM sind am Rande der Autobahn einfache Containerlager aufgebaut, in denen – so vermuten wir – die Chinesen leben. Für China ist Serbien einer der wichtigsten Bausteine in Europa beim Neue-Seidenstraße-Projekt.

Serbien stand schon immer zwischen großen Mächten – politisch zum Beispiel zwischen Habsburg und dem Osmanischen Reich. Aber auch religiös – nach dem Schisma 1054 lag die Region genau an der Grenze zwischen katholischer und orthodoxer Kirche. Die Serben entschieden sich im 13. Jahrhundert für die orthodoxe Kirche – wir haben zwei der ältesten und bedeutendsten Klöster der serbisch-orthodoxen Kirche in Zica (oben) und Studenica (unten) besucht.

Auch in Serbien liegt die Entwicklung in Stadt und Land weit auseinander: In einem Gebirgstal sind wir auf zahlreiche Kohlenmeiler gestoßen, in denen Holzkohle auf althergebrachte Weise hergestellt wird.

Und immer wieder die extrem freundlichen und hilfsbereiten Menschen. Als uns das Navigationsgerät in die falsche Richtung geleitet hat, brachte uns dieser Taxifahrer wieder auf die richtige Strecke, indem er uns mehrere Kilometer vorausfuhr. Natürlich wollte er dafür nichts haben.

Serbien hat auch tolle Natur. Wir waren in der Uvac-Schlucht wandern, bis uns der Regen erwischt hat.

Serbien hat aber auch massive Umweltprobleme: Der Uvac ist mehrfach gestaut – und hat kaum noch Wasser. Die Baumgrenze markiert auf dem Bild die Grenze, wo das Wasser eigentlich stehen sollte – es fehlen rund 50 Meter. Viele Schiffe, deren Besitzer offenbar in den letzten Wochen und Monaten nicht vor Ort waren, liegen auf dem Trockenen.

Im kleinen Ort Mokra Gora nahe der Grenze zu Bosnien hat der Regisseur Emir Kusturica eine Art Freilichtmuseum gebaut. Er hat auch einen Film über Maradona gemacht – wenn ich gewusst hätte, dass wir dort im Maradona-Zimmer hätten schlafen können … Auch in der Person Kusturicas wird das Besondere an Serbien deutlich: Auf der einen Seite ein im Westen gefeierter Regisseur (Goldene Palme Cannes, Silberner Löwe Venedig, Silberner Bär Berlin), auf der anderen im Jugoslawien-Krieg umstritten wie sein Freund Peter Handke und jetzt durchaus Putin-nah.

Von Mokra Gora aus fährt ein restaurierter alter Zug auf abenteuerliche Weise über einen Pass – das haben wir uns natürlich auch nicht entgehen lassen.

Dabei haben wir Camille (links) kennengelernt – eine Französin, die in Amsterdam lebt und alleine auf dem Balkan unterwegs ist. Mit uns im „Abteil“ waren auch Mihaijlo, Dejan und Nada – eine sehr sympathische Familie aus Belgrad. Wir hatten eine tolle Zeit!

Jetzt geht es wieder aufs Rad!

Für zwei Stunden ein „Totengräber“

Weil die Ausfahrt Novi Sad und vor allem die Einfahrt Belgrad sehr verkehrsreich sein sollen, sind wir diese Strecke mit dem Zug gefahren.

Wir waren uns unsicher, ob wir die Fahrräder unterbekommen. Die Bahnmitarbeiterin am Gleis in Novi Sad hat uns an den Zugchef verwiesen. Sinisa (siehe Foto): „Please follow me!“ Er brachte uns an die Zugspitze und half uns, die Fahrräder zu platzieren. Sollen wir das Gepäck runternehmen? „No, no – we want Your trip to be as comfortable as possible.“ Im Zug gab´s WLAN und einen leckeren Cappuccino. Geplante Abfahrt: 10:00. Effektive Abfahrt: 10:00. Geplante Ankunft 10:38. Effektive Ankunft 10:38 Uhr. Deutsche Bahn – noch Fragen?

Im Bahnhof Belgrad haben wir uns dann mächtig verfranst und den Ausgang zur falschen Seite genommen. Am Ende mussten wir die Fahrräder an der Autobahn Treppe rauf und runter tragen – und schließlich hat uns das Fahrrad-Navi kräftig veräppelt, sodass wir statt 30 Minuten eineinhalb Stunden bis zum Hotel gebraucht haben. Bei 37 Grad und einer recht bergigen Stadt mit einem Höllenverkehr kein Spaß. Aber wir sind natürlich trotzdem angekommen – und wir haben die Deutsche Botschaft gefunden.

Belgrad ist eine Stadt im Umbruch – wie Berlin vor 30 Jahren. Vieles ist grau und bröckelt, aber es entsteht von einigen Hotspots aus viel Neues. Sehr spannend.

Mich zog es erst einmal ins Fußballstadion. Die Nummer zwei der Belgrader Topclubs, Partizan Belgrad, absolvierte eine Qualifikationsspiel zur UEFA Conference League gegen die Hamrun Spartans aus Malta. Das ist eigentlich unter der Würde des ruhmreichen Partizan, aber der Verein muss seit Jahren kleine Brötchen backen.

Ein herrliches Old School Stadion mit Blick über die Stadt vom höchsten Platz aus. Es waren keine 10.000 Zuschauer da, aber Partizan gewann mit 4:1 …

Ich habe das billigste Ticket genommen – was sich als Platz bei den Ultras entpuppte. Schon beim Eingang meinte einer: „In Blau kannst Du hier nicht rein.“ Also schnell ein schwarzes T-Shiert erworben – und für zwei Stunden ein Grobari (Totengräber), so heißen die Fans von Partizan.

Novi Sad – jetzt ist Pause angesagt

Ein Großteil des Donauradwegs verläuft auf dem Damm. Mal fahren wir sandige Feldwege, aber sehr oft sind wir auf geteerten Straßen unterwegs. Wenn wir dann noch Rückenwind haben, geht es schnell dahin. Manchmal tauchen aber auch Autos auf – meistens Angler auf dem Weg zu ihren Geheimplätzen. Das Manko: für Fahrradfahrer wird nicht wirklich gebremst.

Im kleinen Örtchen Dunafalva hatten wir „Elsa´s Angerparadies“ komplett für uns. Im gesamten Gebiet von Budapest bis Novi Sad haben wir übrigens mehr Menschen getroffen, die Deutsch sprechen, als Menschen, die Englisch sprechen. Ein wenig wirkt die deutsche Vergangenheit noch nach, vor allem aber arbeiten sehr viele Menschen in Deutschland. Besonders auffällig war das im Norden Serbiens – an der Grenze haben wir mehr deutsche als serbische Kennzeichen gesehen.

Erst mal kamen wir aber an die kroatische Grenze (der rote Pfeil zeigt auf das Grenzhäuschen, das die Größe eines Dixie-Klos hat). Eigentlich war geplant, über Osijek weiterzufahren. Dafür hätten wir aber Bundesstraßen nutzen müssen. Nach einer Erfahrung in Ungarn mit LKWs, die bei Tempo 100 keinen Meter Abstand zu Radlern lassen, haben wir uns für die wilde Variante über Serbien entschieden.

Eines schon mal vorneweg: Die Menschen, die uns bisher in Serbien begegnet sind, waren alle unglaublich freundlich und hilfsbereit.

Die erste Unterkunft in Serbien hatte den Stil vergangener Zeiten.

Der Weg auf der serbischen Seite ist sehr einsam. Wir sind nur ganz selten auf Menschen getroffen. Dafür auf Rehe, Störche, Reiher, Hasen – und zweimal auf Wildschweine. Der rote Pfeil zeigt auf das letzte einer ganzen Rotte, die in Seelenruhe unseren Weg gekreuzt haben – bis sie uns bemerkt haben.

Im Naturschutzgebiet Gornje Pudunavlje haben wir zum ersten Mal wild gecampt. Natürlich an einem dafür vorgesehenen Platz :-). Oha – mit 50+ ist es halt doch nicht mehr so wie mit 20. Aber die Nudeln haben geschmeckt.

Und der Abend mit Blick auf die Donau war sehr schön – bis die Schnaken kamen …

Ungarn und Serben sind passionierte Angler und Fischer. Zumindest die Männer – Frauen haben wir beim Angeln keine gesehen.

Überall entlang der Strecke stehen Bienenkästen – manchmal in geradezu industriellem Ausmaß. Die Leute ziehen ganze Wägen an den Wald. Honig gibt es dementsprechend überall zu kaufen.

Selten, aber immer wieder zu sehen – vor allem bei dem extremen Niedrigwasser zurzeit: Die Donau hat auch Strände. Andrea hat auch gebadet, wir haben aber nur selten Menschen im Wasser gesehen.

Am 16. August sind wir in Novi Sad angekommen, der zweitgrößten Stadt Serbiens. Das Panorama stammt von der Festung Petrovaradin, dem Wahrzeichen der Stadt. Sie ist UNESCO-Weltkulturerbe und hatte eine große Bedeutung für die Habsburger.

Novi Sad hat eine schöne Altstadt. Wir haben beschlossen, eine längere Pause einzulegen. Nach Belgrad fahren wir mit dem Zug weiter, nachdem wir gehört haben, dass weder die Ausfahrt aus Novi Sad noch die Einfahrt nach Belgrad für Radfahrer gut zu fahren sein soll – extrem viel Verkehr, keine Radwege.

Novi Sad ist Europas Kulturhauptstadt 2022 (obwohl Serbien nicht in der EU ist) – gestern Abend habe ich Andrea in ein Konzert im serbischen Nationaltheater geschleppt, bei dem unterschiedliche Gruppen aus der Region zusammen musiziert haben. Viel Folklore, aber zumindest zweitweise spannende Balkan-Musik …

Gute Reise, Manuel und Violette!

Auf der Strecke nach Baja/Ungarn kamen uns Manuel aus St. Gallen und Violette aus Marseille entgegen. Zwei sehr sympathische junge Leute, die mit viel schmalerem Budget unterwegs sind als wir. Während wir vor allem in Pensionen absteigen, stellen sie ihr Zelt auf, wo es gerade passt. Manuel ist seit letztem Jahr, Violette seit März 2022 auf dem Rad. Sie kommen vom Balkan und fahren die Donau hinauf Richtung Deutschland. Am Straßenrand haben sie ein Hundebaby aufgelesen, dessen Geschwister schon alle verendet waren. Alles Gute und bonne route!

Üdvözlet Magyarországról

Was so viel heißt wie: Schöne Grüße aus Ungarn. Von Bratislava aus ging´s über die Grenze Richtung Süden nach Györ. Hier hat Audi ein großes Motorenwerk.

Schöne Altstadt in Györ

„Eurovelo 6“ bedeutet nicht, dass wir auf einer Fahrradautobahn unterwegs sind. Der erste Schlaglochfeldweg:

Richtung Komarom war´s richtig heiß.

Nächste Station war Esztergom. Die ehemalige Hauptstadt Ungarns ist jetzt nur noch ein Städtchen. Aber die Kathedrale hat immer noch große Bedeutung.

Immer wieder kommen wir an wunderschönen Stellen an der Donau vorbei.

Per Schiff ging´s die letzten Kilometer nach Budapest.

Blick von der Fähre auf das ungarische Parlament.

Budapests Altstadt ist sehr schön.

Endlich Gelegenheit zum Wäschewaschen.

Und für eine Schur bei Robert.

Wir sind viel gelaufen und im Café gesessen. „Patmos“ war eigentlich nett, bis wir genauer hingeschaut haben, was da so auslag: Nur ganz rechte (Geert Wilders) und ultra-konservative (Billy Graham) Autoren. In den Kinderbüchern sicher keine LGBTQ-Welt. Wir haben nachgefragt: „Wir sind ein christliches Café.“ Orbans Welt.

Gewohnt haben wir in einer Musikerstraße – überhaupt haben die Ungarn einen Hang zu Denkmälern.

Ausfahrt aus Budapest am Neubau der Puskas-Arena vorbei – und immer wieder der Blick auf die Donau.

In Rackeve haben wir das erste Mal zusammen gecampt.

Immer weiter über holprige Dammwege.

Schreckmoment: Bei einem Ausflug auf eine Bundesstraße war plötzlich mein Smartphone weg. Einfach aus der Halterung gefallen und ich habe es nicht gemerkt. Also 8 KM zurückgefahren – Smartphone blieb verschwunden. Wir haben angerufen – und auf der anderen Seite meldete sich ein freundlicher Herr auf Deutsch (!), der es gefunden hatte. Er deponierte es in dem Geschäft, wo er gerade war. Wir sind mit dem Taxi hin und haben es abgeholt. Riesige Erleichterung! Die ganze Reise stand plötzlich auf der Kippe. Eines ist sicher: Auch in Ungarn gibt´s Idioten wie den, der uns im Vorbeifahren mit der Scheibenwaschanlage angespritzt hat – eklig. Aber ansonsten sind alle Leute sehr hilfsbereit. Wenn wir irgendwo mit der Karte standen, hat sofort jemand angehalten und Hilfe angeboten. Toll!

Bei Stress hilft immer noch das günstige Bier ….

Die Ungarn haben auch Humor:

Immer wieder geht es per Fähre von einer auf die andere Seite – hier für 5 Euro in Paks.

Gruß von Christian und Andrea.

Irgendwann muss es ja mal losgehen

Diese Blog sollte mit einer guten Nachricht beginnen. Diesen Moment habe ich leider verpasst, denn bereits am dritten Tag meiner Reise hat mich das Corona-Virus erwischt. Zweieinhalb Jahre lang hatte ich es geschafft, mir das Virus vom Hals zu halten – und dann:

Zuhause im Bett statt auf großer Fahrt.

Dabei hatte alles toll angefangen, nachdem ich mich ausgiebig verabschiedet habe:

… und von vielen anderen.

Auch Jens von den Fahrrad-Profis in Ravensburg hat sein OK für den Start gegeben:

Danke für die Unterstützung ans ganze Team!

Auf meiner ersten Etappe nach Biberach hatte ich die beste Begleitung, die ich mir denken konnte:

Frank und Antje – selbst passionierte Radler_innen – sind bis Ummendorf mitgefahren.

Dann ging´s alleine weiter bis Heggbach, wo es zusammen mit Bewohnerinnen und Bewohnern eine Rote Wurst gab und ich mein Zelt aufgeschlagen habe.

Am nächsten Tag ging´s weiter nach Rißtissen zum Geburtstag meiner Kollegin Sonja Gaißmaier, die mich mit einem Ständchen ihres MV Rißtissen überrascht hat.

Großartige Idee!

Auf dem Weg nach Rißtissen hatte ich am frühen Morgen schon Störche, Reiher und Rehe gesehen – da konnte mir auch der Gegenwind bis nach Neu-Ulm zu meinen Schwiegerleuten nichts anhaben.

Die zweite Nacht brachte dann den Rückschlag. Es begann mit Halsschmerzen – und dann:

Eindeutiger geht´s nicht.

Ich hatte keine andere Wahl: Zurück nach Ravensburg und im Bett verkriechen. Der erste heftige Rückschlag, noch ehe ich richtig losgefahren war.

Eine Woche lang habe ich es zuhause ausgehalten, dann bin ich wieder losgezogen. Per Zug nach Salzburg, wo ich ein Ticket für den „Jedermann“ mit Lars Eidinger hatte.

Das Kult-Theaterstück bei den Salzburger Festspielen.

Es war sehr warm – ich habe 90 Minuten nur geschwitzt. Da habe ich deutlich zu spüren bekommen, dass ich noch nicht wieder gesund bin. Extremes Schwitzen, ein dauernder Husten und klare körperliche Grenzen sind von Corona übrig geblieben – und leider bis heute nicht weg.

Ich bin von Salzburg aus mit dem Zug nach Linz weitergefahren und dort am nächsten Tag wieder aufs Rad gestiegen. Da habe ich den nächsten Gegner kennengelernt: Starken Gegenwind. Habe mich auf der Strecke mit einem Österreicher unterhalten. Er meinte trocken: „Wir haben hier vielleicht an vier Tagen im Jahr starken Ostwind – und einen davon hast Du erwischt.“

Abends war ich noch bei den Sommerfestspielen in Melk bei „Nero – der will doch nur spielen“ – ein skurriles Theaterstück als Welturaufführung.

Am nächsten Tag bin ich sogar an einem kleinen Hügel in Melk gescheitert – ich habe umgedreht und einen Tag Pause eingelegt.

Dann ging´s mit dem Schiff weiter nach Krems, von wo aus ich Richtung Wien weitergeradelt bin – die letzten Kilometer wieder mit der S-Bahn.

Richtig gesund bin ich immer noch nicht. Wollte in Wien eigentlich aufs Popfest. Stattdessen lag ich wieder einen Tag im Bett, bis dann meine Frau aufgetaucht ist. Mit Andrea zusammen geht´s jetzt Richtung Schwarzes Meer. Geschafft haben wir es vorerst in zwei Tagen über die sehenswerte Römerstadt Carnuntum bis Bratislava.

Momentan ist nicht mehr drin als 50 KM flach pro Tag. Ich hoffe, dass ich langsam wieder gesund werde.

Bitte verzeiht, dass ich bisher nicht mitteilsamer gewesen bin. Corona ist mir gewaltig aufs Gemüt geschlagen …